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Spirituelles

Ich bin nicht nur Komponistin und Kirchenmusikerin, sondern zuerst und vor allem Ordensfrau.

Das Geistliche Leben in Gemeinschaft ist das Gefäss, aus dem heraus ich alles andere wirke.

Dieses Leben gibt auch meinen Kompositionen eine eigene Note, fliesst gleichsam in sie hinein.

 

Wir sind Olivetaner-Benediktinerinnen und leben im Kloster Heiligkreuz in Cham.

Informationen zu unserer Gemeinschaft finden Sie unter:

 

www.kloster-heiligkreuz.ch

Das leere Grab

Ostern beginnt denkbar schlecht… Da rennen Frauen zum Grab, auch zwei der Apos-tel – und was sie finden ist: ein leeres Grab. Wo sollen sie ihn nun suchen, wo den Toten salben?


Sie sahen ihn sterben, legten ihn tot ins Grab – das war keine Illusion, das war harte Realität. Kurz vor dem Pessahfest hatten sie nicht einmal die Gelegenheit, ihm ein ei-nigermassen würdiges Begräbnis zu ermöglichen… Das wollen sie nun nachholen. – Wollen den Leichnam salben – gleichsam das Gewesene konservieren, dem Schreck-en und der Brutalität dieses gewaltsamen, ehrlosen Todes noch den Duft eines kost-baren Balsams gönnen – um mehr die eigene Wunde zu trösten, als dem Toten eine Chance der Rehabilitation zu geben.


Und dann läuft ihr Lauf ins Leere: die Frauen überlegen sich unterwegs, wie sie wohl den schweren Stein vor der Gruft wegrollen können – die Männer rennen drauf los, aufgescheucht von den Frauen, die inzwischen zurückgekommen sind und Bericht erstattet hatten. – Während der eine (Petrus) schaut und verwundert von dannen zieht, sieht der andere (Johannes) ein wenig mit dem Herzen, denn von ihm heisst es immerhin, dass er sieht und glaubt – was oder woran bleibt jedoch offen. Nur Magda-lena bleibt hartnäckig im Garten. Vielleicht auch nur gehalten und gelähmt durch ih-re Trauer. Jetzt, wo sie nicht mehr läuft, wo sie bleibt und weint, wird Begegnung möglich – Begegnung mit dem vermeint-lichen Gärtner – von dem sie nichts weiter erwartet als den Leichnam… 


Erst mit dem Klang seiner Stimme, die ihren Namen ausspricht, geht ihr Herz auf – und Maria Magdalena erkennt: Rabbuni – es ist der Herr – der Tote steht lebend vor ihr – und jetzt soll er ihr nie mehr genommen werden. Sie fällt ihm zu Füssen, will ihn festhalten. Doch der Auferstandene will nicht festgehalten werden – vielmehr will er lebendige Realität in uns sein! Wir sollen ihn erkennen – mehr noch: wir sollen ihn LEBEN.  Nicht am Toten festhalten, es konservieren und in irgendeiner Art verehren, selbst am Auferstandenen nicht festhalten.


Jesus sendet aus, Maria Magdalena, später auch die Jünger – immer und immer wie-der: Geh(t) und verkündet. Und die Jünger werden es begriffen haben, wenn sie an-stelle des Judas einen neuen Apostel (Matthias) wählen: er muss Zeuge der Aufer-stehung sein. 

 

Da aber niemand Augenzeuge des Geschehens der Auferstehung war, kann es nichts anderes bedeuten, als den Glauben an die Auferstehung in und mit dem eigenen Leben sichtbar, fruchtbar, glaubbar, lebbbar zu machen. 


Ostern beginnt denkbar schlecht – mit dem leeren Grab – Doch genau so wird das Fest erst zu einem starken Ausrufezeichen: wir müssen unsere Hoffnungen nicht begraben – aber die Vorstellungen davon, wie es sein soll, richtig oder gut ist, los-lassen. Wir sollen Suchende bleiben – jedoch ohne zu wissen, wen oder was wir fin-den werden. Erst die Offenheit macht Begegnung möglich, wenn wir mit dem Herzen hinhören auf die Zwischentöne, den leisen Klang, die Melodie der Beziehung, werden wir IHN gewahr werden – zwischen den Zeilen und Buchstaben unserer Lebens-geschichte, all des Toten und Verletzten in uns. 


Er hat den Tod überwunden, den Himmel geöffnet – er bleibt der Nahe – und ist im-mer für eine Überraschung gut! Ostern will und lehren, immer mit Gott zu rechnen.


Möge die Kraft und der Sieg des Osterfestes uns durchformen. Österliche Menschen sind Menschen, die aus einer Hoff-nung leben, die sich selbst durch den schlechten Osterstart mit dem leeren Grab nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Es ist die ‘Trotzdem-Kraft’, die mit einem langen Atem den Widerlichkeiten des Lebens und selbst allem Tod trotzt. 


Schauen wir in die Natur – die blühenden Bäume verkünden es sinnenfällig: das Leben ist stärker. Mit Ostern sind wir gemeint.

'Einen schönen Tag!' üben

Diesen ungewohnt klingenden Tipp, habe ich von Thich Nath Hanh, als er Kindern Achtsamkeit erklärte. In einfachen, praktischen Worten, zeigte er ihnen, was Acht-samkeit ist, wie sie es üben können und was daraus resultiert. Und ich denke, die Tipps sind auch etwas für uns Erwachsene – nicht nur, weil wir oft am Leben vorbei leben, sondern weil wir es uns unnötig kompliziert machen. Bestenfalls reservieren wir täglich ein paar Minuten für ‘Achtsamkeit’, losgelöst vom Alltag, im stillen Käm-merlein. Das ist zwar schon mal gut – will aber nicht eine blosse Randexistenz führen, sondern das ganze Leben, den Alltag durchdringen.


Dazu empfiehlt Thich Nath Hanh, jeden Tag zum ‘Heute-Tag’ zu erklären – so wie wir andere Tage kennen, die einen speziellen Fokus haben (Muttertag, Welternährungs-tag, Tag des Kindes, ….). Schon am Morgen, beim Aufwachen sich bewusst machen: Es ist ‘Heute-Tag’ – ein besonderes Heute, das es so nur heute gibt – es will gewür-digt, gefeiert und mit Bewusstheit und Bedacht gelebt werden.


Wenn wir uns innerlich positiv auf den Tag einstellen, kann er viel leichter positiv werden. Dann sagen wir den Menschen nicht nur schnell ‘Einen schönen Tag’ – son-dern wir leben einen schönen Tag, indem wir Ausschau halten nach dem (kleinen) Schönen, dem Unscheinbaren, das so zahlreich am Wegrand unserer Lebensspur zu finden wäre, würden wir wirklich im Hier und Heute leben. Doch in Gedanken hängen wir im Gestern fest und seinem Ärger, denken an die Zukunft und unsere Pläne… Derweil der Moment verstreicht und zur Vergangenheit wird… und gleichzeitig ver-geuden wir die Zukunft, die sich in den Jetzt-Augenblick verwandelt, ohne dass wir uns dessen gewahr werden!


Wir können den Tipp ausweiten – den Menschen nicht nur Segen wünschen, sondern anfangen, Segen zu leben, nicht nur Frieden wünschen, sondern ihn in unserm Her-zen und Miteinander kultivieren.


Wir würden die Welt tatsächlich verändern, wenn wir bei uns anfangen, eine neue, friedvollere Welt zu leben. Die Fastenzeit wäre eine gute Gelegenheit dazu – dann wird das Fest der Auferstehung Jesu auch zu unserer Auferstehung!

 

Träger*in von Zukunft und Verheissung

Unter dem Namen ‘Anna Selbdritt’ finden sich Darstellungen der Hl. (Mutter) Anna mit ihrer Tochter Maria und deren Sohn Jesus. Je mehr Fotos ich von diesem ‘heili-gen Trio’ mache, desto mehr fasziniert mich deren Aussage:


Anna trägt gleichsam Zukunft (Maria) und Verheissung (Jesus). 


Anna, eine alte Frau, wird zum Wurzelgrund für Gottes grosse Pläne – jedes ‘Ja’ zu seinem Ruf eine Brücke ins Land der Verheissung. – Und das gilt nicht nur für Anna!


Wie jeder Apfelkern in sich bereits den Baum und die Ernte trägt – so auch jede und jeder von uns den Keim zu etwas, das uns überragen und überdauern wird. Wir sind Träger*innen von Zukunft und Verheissung – unser Leben reicht weiter über uns hinaus! - …leider nicht nur im Guten, sondern (was wir jetzt im Klimawandel dringlich erfahren) auch im Schlechten…


Würden wir mit unserem Leben ‘sorgfältiger’ umgehen, wenn wir um dessen Di-mension wüssten? Ja, sind wir uns überhaupt bewusst, dass wir in Allem Zeit und Ewigkeit berühren?


Das Leben ist mehr, als was sich da vordergründig als Leben ab- und aufspielt! …und allzu oft sind wir gar nicht wirklich anwesend in unserem Leben… sind zerstreut, schlagen die Zeit tot, langweilen uns, lenken uns ab… Selten glauben wir an das keimhaft Grosse, dass da aus uns werden, sich der Zeit und Welt einprägen will. – Und doch scheint genau dies die Hoffnung so vieler zu sein, die sich in den öffent-lichen Medien tummeln, wo in den Social Media ein jede*r ein Star sein kann – wenn-gleich auch nur für Augenblicke… – Dass dies damit wohl nicht gemeint sein kann, merkt man spätestens am faden Geschmack, der einem bleibt, wenn der Rummel vorbei, die Likes im Sinkflug sind… 


Wir sind Menschen der Sehnsucht, nicht nur der Apfel im Paradies hat es uns ange-tan! Wo aber suchen wir Erfüllung? Wo liegt das Land unserer Zukunft und der erfüll-ten Verheissung? – Jetzt, wo wir uns nach der Ausgelassenheit der Fasnachtstage Richtung Ostern begeben, könnte dies ein guter Anstoss sein: nach Innen spüren, das ‘Mehr’ in den Blick nehmen, es in der Stille pflegen.


Das Gute, das wir tun, die Liebe, die wir schenken, das Materielle, das wir teilen… sind Brücken für eine bessere Welt und bergen so Verheissung und Zukunft. Wir können die Welt zum Guten hin verändern – machen wir einen Anfang!

Gott, von Gott verlassen

Sie kennen das sicher auch, wie man über bekannte, gängige Texte hinwegliest – sie sind zu vertraut, als dass sie einen noch berühren, geschweige denn aufschrecken. – Und dann kann es plötzlich doch passieren: sei’s, weil die Übersetzung neu ist, man in einem bestimmten Kontext drinsteckt – oder einfach, weil die Zeit, man selbst, reif dafür ist.

 
Wie oft schon habe ich in meinem (Ordens)leben die Passion gelesen oder gehört, durchaus auch meditiert oder darüber nachgedacht, Auslegungen und Betrachtung-en anderer Geistesmenschen visitiert. Auch wenn die Texte und deren Inhalte ‘ange-kommen’ sind, ist mitunter ‘nicht viel’, jedenfalls kaum Existentielles, mit mir oder zumindest in mir passiert.


Kann man sich tatsächlich sosehr an Jesu Liebeshingabe, an das Geheimnis der Er-lösung gewöhnen, dass einem der Schrecken abhandenkommt?! Manchmal über-fährt einen vielleicht doch noch ein Schauer, wenn die Passion ‘gut’ gelesen wird, mit jener Verve, die etwas von der Dramatik spüren lässt… Doch ist das wirklich alles?!


Es beschämt mich, dass gerade das Zentrale des Glaubens mich so wenig aufwühlt und (emotional) berührt – auch wenn ich durchaus dankbar bin, immer wieder auch ‘staune’ – doch: genügt ‘staunen’? Wenigstens ist es ein Anfang, eine gewisse ‘Prädes-tination’, die einen aus der ‘puren Kältezone’ zieht.


Doch nun ist’s doch noch passiert: plötzlich hat mich der Schrei Jesu am Kreuz gepackt:

 

Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?! 

 

Auch wenn es ‘bloss’ (?) ein Psalmzitat (22,2) ist, das zudem (wie manche Theologen meinen) falsch übersetzt wurde (es müsse nach jüdischem Denken ‘wozu’ heissen), ging mir die schiere Ungeheuerlichkeit dieses Schreis durch Mark und Bein!

 

Gott von Gott verlassen

 

Kann man es sich krasser vorstellen?!

 

Auch wenn wir drei Personen ‘in’ der Dreifaltigkeit unterscheiden, glauben wir an deren Einheit. Somit kann da nicht irgend ein abgespaltener Teil Gottes gestorben sein, ist Jesus doch wahrer Gott und wahrer Mensch. Natürlich lässt sich das verstan-desmässig weder durchdringen noch erfassen, geschweige denn auflösen. Auch sprachlich wirkt es holprig, wohl nahe an einer Häresie…

 

Mich aber hat plötzlich die dunkelste Stunde der Menschheit erschüttert – die im letz-ten zur Kulmination des hellsten Lichtes wurde – dass genau im Abgrund sich alle Ab-gründe schliessen, im ärgsten Tod das Leben aufbricht – und in jenem Moment, da der Mensch die grösstmögliche und -denkbare Schuld auf sich lädt – Erlösung ge-schieht.

 

Jetzt hat mein Staunen eine andere Farbe, der Schrecken einen anderen Geschmack. Auch wenn ich weiss, dass solche Erfahrungen immer wieder verblassen, es tut gut, sich ab und an aufrütteln zu lassen – vor allem in ‘Glaubensdingen’, damit der Glaube lebendig bleibt und nicht zu einer verschlafenen Gewohnheit ‘verkommt’, die in entscheidenden Momenten so erschlafft ist, dass sie nicht mehr trägt.

 

So verweile ich in dem Geheimnis und höre auf zu denken, dass mich das Gefundene zu durchdringen und aus der Banali-tät zu heben vermag.

Persönlichkeitsentwicklung

Die Regale in den Buchläden sind voll mit Titeln zur Entwicklung der eigenen Per-sönlichkeit. Zumeist sind das Ratgeber, die einem helfen wollen, das eigene Potential zu entfalten – ja, ihm erst einmal so richtig bewusst zu werden, um es dann im Alltag in die Fülle zu führen. 


Doch klappen diese ‘Trockenübungen’ tatsächlich?! – Es kann sein, dass sie helfen, Fertigkeiten zu entwickeln, die in entscheidenden Momenten tatsächlich greifen – aber ist es nicht in erster Linie das Leben selbst, das einen mit all seinen Heraus-forderungen und Widerwärtigkeiten ent-wickelt und formt?


Ein Buch lesen und ‘Aha’ denken ist das eine – die Realität, wo dieses ‘Aha’ dann ein Echo finden will, das andere… Ist es nicht oft so, dass uns schwierige Konstellationen und Herausforderungen einfach so überrumpeln und überrollen, dass wir dann auto-matisch und konditioniert reagieren – und gar nicht mehr wirklich in unserer Mitte und in unserem Potential sind?


Ein wichtiger Schritt wäre der, prinzipiell bewusster zu leben, sich täglich Zeit zu nehmen, um dem eigenen Befinden nachzuspüren – ohne es zu bewerten oder zu be-handeln. Morgens, mittags, abends still werden, in sich hineinhorchen oder auch ganz konkret, wenn ich mitten im Alltag plötzlich gewahr werde, dass es da gewaltig in mir rumort! Was fühle ich? Warum? Lasse ich mich davon hier und jetzt beein-flussen oder kann ich mich lösen – und in Freiheit auch ganz anders reagieren?


Das ist jetzt natürlich auch ‘ein Rat’, wie er sich in obgenannten Büchern finden lässt 😊 – aber er hat Wurzeln im Alltag, ist nicht einfach ‘angelesen’ sondern praktiziert – ich denke, der beste Lehrmeister ist der Alltag, die beste Lehrmeisterin, das Leben selbst – da kann man dann auch Tipps und Tools in Büchern finden – doch ohne Achtsamkeit und Bewusstheit wird es nicht gehen… Es geht nicht um eine Vor-stellung, die ich von mir habe, ein Ideal, dem ich nacheifere – die Aufgaben stellt das Leben – und die Antwort liegt in meiner Seele parat – sie will erlauscht, erspürt wer-den – nicht von aussen aufoktroyiert, sondern von Innen gefüllt. – Dann werde ich Ich, wie ich im Ursprung gedacht, in mir selbst angelegt bin – und an dem ich oft ge-nug vorbei schramme, weil ich mich vom Aussen nicht nur beeinflussen, sondern auch steuern lasse.


Persönlichkeitsentwicklung – ist eine lebenslange Aufgabe, die sich nicht aus Bü-chern lernen lässt – oder nur zum Teil. Den eigenen Anlagen, Möglichkeiten und dem eigenen Charisma geht man am besten jeden Augenblick auf den Grund, indem man immer mehr versucht, bewusst im Augenblick zu stehen und zu leben. 


Ent-wicklung lässt in einem auch ‘Ver-wicklung’ anklingen – man ist ein Leben lang ver-wickelt in die eigene Geschichte von Herkunft und Beziehungen, von Arbeit und Ort – die Frage ist nur, ob diese Verwicklung gleichzeitig ‘verschnürt’ und einem die Luft zum Atmen nimmt – oder ob es Halt gibt zu wissen, woher man kommt, worin man steht und wohin man ggf. will.


Ich jedenfalls finde es einen spannenden Prozess, im Leben anzukommen, es zu gestalten – und damit auch sich selbst. Da ein Gutteil ‘Interaktion’ ist, lässt es sich nur schwer ‘programmieren’ und ‘voraussehen’. Je nach Kontext kann etwas ganz ande-res aus mir werden. Darum ist es so wichtig, ein Gespür für sich und den Augenblick zu entwickeln – wenn ich auch das Rundherum nicht immer und per se ‘im Griff’ habe, so bin ich doch verantwortlich für meine Reaktion, meine Gestaltung – und in ‘verantwortlich’ steht bekanntlich der Begriff ‘Antwort’. So gesehen wird alles zu einer An-frage – die nach Antwort sucht. Wie ich sie dann formuliere (und ob überhaupt) liegt bei mir. So wünsche ich uns ins neu ange-brochene Jahr hinein, ein Gespür für kreative und vielleicht auch überraschende Antworten!

bei ihr

In vielen Bildern wurde sie dargestellt, die Szene der ‘Verkündigung’: wie der Engel Gabriel zu Maria kommt, um ihr die Botschaft zu bringen, dass sie Mutter des Sohnes Gottes werden soll – in freier Zustimmung.
Den Text dazu finden wir bei Lukas im ersten Kapitel (28) – spannend ist nun, die einzelnen Übersetzungen zu lesen! In der Fantasie sieht man den Engel, wie er zur Tür hereinkommt – doch die wenigstens Übersetzungen reden davon, dass er ‘in das Haus’ eintrat – zumeist findet sich dort nur: trat ‘bei ihr’ ein – Luther und Elberfelder finden sogar die Wendung:
der Engel kam zu ihr hinein.
Es mag also sein, dass all die Künstler und Maler ins Bild heben, was im Innern Mariens geschehen ist! Und genau hier ist auch der Anknüpfungspunkt für uns:
Wir müssen nicht darauf warten und hoffen, dass vielleicht ein Engel an unsere Türe klopft (…und wenn er es doch tut, ist es meist in Menschengestalt!!!) – vielmehr sol-len wir die Begegnung mit ihm in unserm Innern suchen. In der Stille eines Augen-blickes in das eigene Herz hinein lauschen, eröffnet Begegnungsraum mit Gott, dem Göttlichen.
Doch wer denkt schon beim Vielerlei des Alltages an solches Innehalten?! Man muss es einüben, es sich zur Gewohnheit machen. Am besten ist es, solche Zeiten in den Alltag hinein zu streuen, indem ich beim Starten des Computers, beim Warten an der Kasse oder Haltestelle, wenn das Telefon klingelt, kurz still werde, durchatme, und ganz da bin. Wenn es die Zeit erlaubt, gebe ich der Stille Raum bis sie zum Klingen kommt… 
Der Engel tritt bei uns ein – wartet in uns – die Frage ist nur, sind wir auch zu Hause? oder nicht viel zu sehr im Draussen am Herumrennen? – so dass wir uns höchstens am Morgen und Abend kurz vor dem Spiegel begegnen!
Wer Momente der Stille und des Innehaltens in den Alltag streut, findet nicht nur mehr Ruhe und wirkt dem Stress entgegen, es ist gleichsam der ‘Glitzerpuder’ im Grau des Einerlei und die Prise Salz in der Alltagssuppe!
Und wer weiss, plötzlich kommt man auf den Geschmack und nimmt sich ganz be-wusst für den Start und den Abschluss des Tages eine Zeit von 5 oder 10 Minuten für ein Stilles Verweilen, um mit dem Engel in uns ins Gespräch zu kommen – seine Bot-schaft an uns zu hören, uns von ihm ein Wort zusprechen zu lassen, das nur uns per-sönlich gehört.


Wer ein solches ‘Präsent-sein’ einübt, hört dann auch das Klopfen an der Herzenstür von dem die Offenbarung des Johannes spricht (3, 20):
Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir. (Übersetzung ‘Elberfelder’)

 

Der Advent mag eine gute Zeit sein, dieses ‘Bei-sich-sein’, stille werden und hören ein-zuüben – grad auch für das grosse und eigentliche Geheimnis von Weihnachten! – Wir machen uns viele Gedanken und noch mehr Stress über Geschenke, Einladungen und Festmenüs – und verpassen dabei vielleicht das grösste Geschenk, das Gott an uns macht, machen möchte:
Das Kind will nicht einfach bloss in der Krippe ankommen, sondern vor allem und zuerst in uns.


Sind wir zu Hause? Sind wir still genug, um die Stimme, das Klopfen zu hören?

Dreifaches Vergeben

Wir alle kennen wohl das ‚Doppelgebot‘ aus dem Matthäusevangelium (22, 37-39):
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.


Gottesliebe ohne Nächstenliebe gibt es ebenso wenig, wie die Nächstenliebe ohne die Selbstliebe - und gleichzeitig nährt sich die Selbstliebe aus der Gottesliebe - ein ununterbrochenes Hin und Her der Lieben! Die eine nährt die andere und gibt ihr gleichzeitig Gültigkeit und Relevanz.


Doch gibt es auch eine ‚gültige‘, ‚echte‘ Liebe ohne vergeben?!


Diese Frage beschäftigt mich seit geraumer Zeit. Denn keiner und keine von uns kommt ‚schadlos‘ durchs Leben. Leben heisst immer auch schuldig werden - an Gott, am Nächsten, an sich. Wie oft bleiben wir hinter unserem Besten zurück, tun nicht, was dran, nötig, gut wäre… schauen nur auf uns, verlieren den Nächsten aus dem Blick und Herzen… verweigern eine Hilfestellung, ein gutes Wort. - Der Egoismus als Stachel im eigenen Fleisch. 
Paulus findet dazu ein passendes Wort, wenn er schreibt:
Ich begreife mich selbst nicht, denn ich möchte von ganzem Herzen tun, was gut ist, und tue es doch nicht. Stattdessen tue ich das, was ich eigentlich hasse. (Röm 7, 15 / Neues Leben Bibel)
Genügt es also, dies festzustellen, die Schultern zu zucken - und weiter zu gehen? Nach dem Motto ‚Nichts zu machen, ist halt so…!‘
Nein, die Antwort ist ein stetes Vergeben - 7 x 77 x wie es Jesus (wiederum im Matth-äusevangelium) drastisch ausdrückt (18, 22) - vergeben ohne Zählen und Aufrechnen - immer und immer wieder - bis der andere, aber auch ich mich, im Strom der Barm-herzigkeit und des Vergebens zu verändern beginne.


Nicht nur dreifach lieben (Gott - den Nächsten - sich selbst), sondern auch dreifach vergeben:
•    Gott
•    dem Nächsten
•    sich selbst
Dass auch ‚Gott‘ auf meiner Liste steht, mag verwundern! Kann Gott überhaupt an uns schuldig werden? 
Vergeben heisst immer auch, eine Beziehung ‚reinigen‘ von allem, was sie trübt - je nach dem, was dazwischen ist, kann es ein Staub wischen oder ein Schrubben sein. Bleibt der Staub, der Schmutz liegen, kommen wir nicht in die Klarheit - mit Gott, dem Nächsten und uns selbst. 


Wenn wir ehrlich sind, haben wir nicht alle (wenigsten hie und da) Vorwürfe an Gott, einen Berg von ‚Warum’s‘, weil alles so ganz anders läuft als gewünscht, gar erbetet und erfleht? 
•    Hört Gott nicht?!
•    Sieht Gott nicht?!
•    Bin ich ihm gleichgültig?!
Diese Fragen sind schmerzlich und schmerzhaft zum Aushalten - sie spiegeln aber die Realität:
Gott bleibt hinter unseren Vorstellungen und Wünschen zurück - und wir brauchen oft einen langen Weg und viel Zeit, um dafür dankbar sein zu können. Da hilft in der Zwischenzeit das Vergeben, um nicht in Vorwürfen und Anklagen stecken zu bleiben.


Und wie ist es mit mir selbst? Auch ich genüge mir nicht immer! Verpasse Chancen und werde schuldig. Ebenso meine Nächsten. Nicht immer kann man darüber spre-chen, so klärend ein Gespräch sein mag. Aber manches empfinde nur ich als Schuld - für den Andern ist da ‚nichts dran‘...


Ich selber darf und durfte immer wieder die Erfahrung machen, wie es mir leicht ums Herz wird, wenn ich das dreifache Vergeben im Gebet übe. Das klärt die Atmosphäre und hie und da wird dann ein offenes Gespräch in Wohlwollen und Respekt erst mög-lich - oder zumindest wird der Umgang barmherziger.


Vergeben und Verzeihen sind die Grundlagen für den Herzensfrieden und den Frieden mit der Mitwelt und der ganzen Schöpfung. - Es ist ein Weg und kein Ziel. Wir bleiben stets Übende - und das ist gut so!