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Spirituelles

Ich bin nicht nur Komponistin und Kirchenmusikerin, sondern zuerst und vor allem Ordensfrau.

Das Geistliche Leben in Gemeinschaft ist das Gefäss, aus dem heraus ich alles andere wirke.

Dieses Leben gibt auch meinen Kompositionen eine eigene Note, fliesst gleichsam in sie hinein.

 

Wir sind Olivetaner-Benediktinerinnen und leben im Kloster Heiligkreuz in Cham.

Informationen zu unserer Gemeinschaft finden Sie unter:

 

www.kloster-heiligkreuz.ch

Himmel einüben

Trotz Zerstreuungen, Müdigkeit, Langeweile und anderen Unpässlichkeiten: beten ist für mich ‚Himmel einüben‘. Da sein in einer Wirklichkeit, die einen übersteigt, die man weder erklären, noch begreifen kann - einen aber doch trägt und erfüllt.


Immer wieder zurückkehren an die Quelle des eigenen Ursprungs - der eben nicht einfach nur ‚irdisch‘ und ‚jetzig‘ ist, der sich aus einem Geheimnis speist, das jenseits liegt.


Es geht mir nicht um viele Worte, um nichts ‚Gemachtes‘ - aber doch um ein stetes Einüben von Gegenwärtigkeit und Präsenz - in einer Haltung von Offenheit und Stille - in der dann auch das Unpässliche Platz hat. 


Himmel einüben im Dasein, im Glauben dass es ein Dazwischen, Darüberhinaus - und einfach ‚mehr‘ gibt.


Scheinbar im leeren Raum hat mein Dasein im Du Gottes ein stilles Echo - oft mehr (zuversichtlich) geglaubt, als eindeutig erfahrbar - aber doch immer auch wirk-sam - nicht auf ‚die Schnelle‘ - das ‚Resultat‘ von Gebet ist nicht unbedingt ‚Highspeed-Internet‘! Es braucht oft einen langen Atem, um mit Gott ‚synchron‘ zu sein…


Dass sich etwas in mir verändert hat, wird eher zufällig bemerkt, es ist ‚Wandlung‘, die sich ereignet, still und passgenau - behutsam und unaufdringlich.


Immer mehr spüre ich, wie Stille mich nährt - einüben des Himmels erdet. So findet man sich geeint in den beiden Polen von ‚oben und unten‘, auch wenn das keine ‚Ortsangaben‘ sind! Die Mitte trägt, wen wir uns immer wieder in der Stille und bei Gott einfinden.


Und warum eigentlich ‚Himmel‘ einüben - nicht ‚Leben‘, ‚Gegenwärtigkeit‘?
Letzteres ist es sicher auch! Doch ich denke, dass es hilft, mit ‚Zielrichtung‘ zu leben. In dem Bewusstsein von ‚Endlichkeit‘ - die jedoch nicht ins Leere mündet, sondern ein Ankommen ist. - Ich bin überzeugt, dass Himmel Anschauung Gottes ist - im Beten trennt mich nur ‚der Vorhang‘ meiner gehaltenen Augen. - Im Sterben wird dann nichts weiter geschehen, als dass der Vorhang zur Seite gezogen wird…


Ich bin gespannt, was sich mir dann zeigen wird… bis dahin übe ich den Himmel ein - soweit es hier und mir möglich ist!

Sinnbild des Lebens

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich die Gelegenheit, das Gertschmuseum in Burgdorf zu besuchen. In der Ausstellung ‚Rüeschegger Erde‘ waren aktuell Gertsch’s letzte Bilder ausgestellt. Ich kam in den Raum - und blieb wie angewurzelt stehen! - Auf den ersten Blick glaubte ich, einem riesigen Foto gegenüber zu stehen - doch nein, was da schäumend wellte oder über Steine glitzernd plätscherte, war gemalt.  So natürlich und echt - ich konnte nur still werden und staunen, staunen und still sein. Ich sass da und schaute - bar jeden Wortes oder Gedanken…


Nach einer Zeit des Betrachtens näherte ich mich dem Bild - und musste feststellen, wie es immer mehr verschwommen wurde, an Ausdruck und Aussage verlor - bis hin ins Groteske… Es war nicht mehr auszumachen, WAS die Farbkleckse sollten, ge-schweige denn, darstellten! - Ein schieres Wirrwarr ohne Aussage… Was war gesche-hen?!


Langsam ging ich Schritt für Schritt zurück - und aus dem ‚Gekleckse‘ wurde wieder ein Bild - Aussage, Schönheit - und die grotesk, fast abstossend wirkenden weissen Farbkleckse waren die Wasserglitzer auf den Steinen!


In der unteren Etage passierte mir dasselbe mit den vier Jahreszeiten - aus der Ferne ein eindrückliches Wunder, aus der Nähe eine unverständliche Kleckserei… 


Und wie ich so dasass und mich einfach von den Bildern berühren und faszinieren liess, wurde mir klar, dass dies Sinnbild des Lebens ist!
Ist es nicht oft so: wir erleben etwas, das uns zuinnerst trifft, erschüttert, gar verwundet - und wir verstehen nicht, wie es dazu kommen konnte, geschweige denn, WAS das Ganze soll?! Wir stecken mitten drin - und haben daher auch nicht den Überblick… 
Erst aus der Distanz - vielleicht nach JAHREN, wenn nicht gar JahrZEHNTEN, können wir erfassen, was der Pinselstrich von damals gezeichnet hat - und vielleicht sind grad die so absurd anmutenden, weissen Flecken, die Glitzer auf den Steinen ge-wesen….


Mich hat die Ausstellung still und nachdenklich gemacht, sie hat mich dem Leben in seinem Geheimnis nachspüren lassen. Wenn es sich nochmals ergibt, werde ich mich wieder vor die Bilder setzen - und hoffe natürlich, nebst neuen Bildeindrücken, auf ‚Altbekanntes‘ in den Jahreszeiten zu stossen und im Vertrauten Neues zu ent-decken.


Wie sagt doch Søren Kierkegaard:
Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts.

Göttlicher Rhythmus

Es gibt viele Bilder für Gott - und nicht immer bleibt es sich im Leben gleich, welches Bild einen grad anspricht… Wenn ich jetzt darüber sinniere, wer für mich Gott ist, denke ich an einen Dirigenten. Es ist jedoch nicht das Bild des Taktstock schwingen-den Maestros, der die MusikerInnen durch die Musik ‚peitscht‘ - kein Dompteur, der die Kraft der Tiere unter seinen Willen bändigt! - Ein guter Dirigent spürt das Potential jedes einzelnen, der ihm anvertrauten MusikerInnen, kann ihr Potential wecken, es zu Höhenflügen motivieren - es ins grosse Ganze einbinden und mit andern verschmel-zen - so dass der und die Einzelne mehr ist, als er - sie allein. Erst wenn alle das Ihre ausschöpfen und zum Klingen bringen, geschieht Fülle, Klangvielfalt und Klang-farbenpracht.


Das wäre für mich auch DAS Bild von Geschwisterlichkeit aller Glaubenden, die auf der Suche nach Gott sind, die ihr Leben aus der ‚Plus-Dimension‘ des ‚Mehr-als-Oberfläche‘ leben wollen. Doch oft genug stören und stossen wir uns an andern Klängen, fremden Instrumenten - ungewohnten Rhythmen. Doch wenn wir glauben, besser als unser Dirigent zu wissen, wie man was spielt - dann haben wir die Kakophonie! Die Partitur zur ‚Weltmusik‘ liegt in Gottes Händen - wir sind zwar das Symphonieorchester - und das zusammen mit der GANZEN Schöpfung - doch ohne den Blick auf den Dirigenten, werden wir den Einsatz und die Töne verfehlen…


In unserer lauten, hektischen Welt geht der Blick leider eher nach unten (…Richtung Smartphone…) als nach oben und in die Tiefe - aus den Ohrstöpseln quillt ununter-brochen Musik oder auch Lärm - wir haben die Stille verlernt und auch das Hören… - und wenn dann jede und jeder auch noch die erste Geige spielen, gehört und ge-sehen werden will, bricht das ganze vollends auseinander… Viele einzelne Töne erge-ben noch nicht unbedingt eine stimmige Musik…


Vielleicht können wir den Sommer nutzen, um der Stille und ihren Tönen nach zu lau-schen, nachzuspüren - und nach unserer ureigenen Lebensmelodie zu suchen, in sie einzuschwingen - im Grossen und Ganzen des Miteinander. Es mag zwar mitunter solistische Passagen geben - doch die Musik besteht aus mehr - und aus weniger. Es haben verschiedene Farben, Nuancen Platz - und auch die Pausen sind für die Gestal-tung des Ausdrucks wichtig.


Und die grosse (letzte) Frage darin: wer ist der Dirigent meines Lebens?

sehen wollen? - tun!

Beim Evangelisten Lukas finden wir die Episode, wie Jesu Mutter und Brüder Jesus suchen. Sie finden ihn predigend und umringt von vielen Menschen. So lassen sie ihm ausrichten: ‚Deine Mutter und deine Brüder stehen draussen und wollen dich sehen.‘ (Lk 8, 20) - und Jesu prompte Antwort darauf lautet:

 

‚Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun.‘

 

Bloss sehen  genügt also nicht, um mit Jesus ‚verwandt‘ zu sein oder irgendeinen Anspruch geltend machen zu können!

 

Nicht die ‚Schauenden‘ - nein, die ‚Täter‘ des Wortes sind die wahren Verwandten Jesu - blosse Blutsbande spielt in Gottes ‚Ahnenreihe‘ keine Rolle.

 

Hören - und dann auch Tun, das rückt uns in Seine Nähe und in Seinen Auftrag, setzt die Geschichte Jesu fort. 

 

Wie aber sieht es mit dem ‚Schauen‘ aus?

 

Viele kennen wohl die kleine Geschichte, wie der Pfarrer von Ars einen Bauern, der viele Zeit vor dem Tabernakel verbringt, nach seinem ‚Tun‘ fragt und die Antwort erhält:
'Er schaut mich an - und ich schaue ihn an‘.
Oder das kleine Lied mit dem Text:
Im Anschauen Deines Bildes, da werden wir verwandelt in Dein Bild.

 

Dieses Schauen jedoch ist ein hörendes Schauen, ein Schauen des Er-kennens, das sich mit Jenem verbinden will, den man schaut - um dadurch neu und umgestaltet zu werden.
Dieses Schauen rüstet einen für (neues) Tun zu - es kommt also darauf an, WARUM und WIE wir schauen - und WAS wir daraus werden lassen oder machen.

 

Wir können diese Gedanken noch mit einer Aussage Jesu ergänzen:
Nicht jeder, der zu mir sagt: ›Herr, Herr!‹, wird ins Himmelreich kommen, sondern nur der, der den Willen meines Vaters im Himmel tut. (Mt 7, 21)

 

Auch hier derselbe Refrain und Aufruf:
tun.

 

Wie sieht es da mit mir aus? - Höre, schaue und bete ich, um in meinem Leben ins Tun des Lebens Jesu, des Willens seines Vaters hinein zu kommen - oder ist es eine ‚Pflichterfüllung‘? Oder nur dann präsent, wenn ich mir einen Nutzen verspreche oder etwas will?

 

Das eigene Tun ist der Gradmesser meiner Verbundenheit mit Gott, mit Jesus. - Daran kann ich mich ausrichten und ebenso justieren. 

 

Es braucht also beides:


das hörende Schauen
und das konkrete Tun.


Dann wird Jesus Gegenwart unter uns je neu lebendig!

Foodwaste der stillen Art

Ich erinnere mich gut, wie mir in der Küche des Klosters St. Lazarus in Seedorf eine Schwester beim Kuchenbacken zeigte, wie man Eier ausstreicht und sagte: "Wenn man 10 Eier nicht ausstreicht, wirft man ein ganzes Ei weg!“ - Seither sind ~ 40 Jahre verstrichen - es wirkt - nachhaltig.


Wenn ich sehe, wie viel Joghurt in einem (vermeintlich) leer gegessenen Joghurt-becher oder -glas zurückbleibt, wird es mir mulmig, beginne ich die ‚Mikromengen‘ zusammen zu rechnen…. Es ist eine alte Binsenweisheit: zusammen zählen gibt immer mehr! 


Doch mir geht es nicht darum, (mir) ein schlechtes Gewissen zu machen und Skrupel zu züchten. Nicht dass wir nun jedes ‚Brösmeli‘ aufheben und verspeisen, weil das aufs Jahr gerechnet sicher mehr als eine Scheibe wäre, die wir im Müll entsorgen... Vielmehr soll es nachdenklich stimmen:
       •    Wie gehen wir mit dem Leben und den Lebensmitteln um?
       •    Wie mit der Schöpfung und den Geschöpfen?


Achtsamkeit ist sicher zu einem ‚Modewort‘ verkommen, oft genug ein Schlag- oder Reizwort - doch ist und bleibt es ein Aufruf zu Respekt, Fürsorglichkeit und Behut-samkeit im Umgang mit uns, den Andern und der Umwelt. 


So viel Leben geschieht automatisch, ohne gross nachzudenken. Es wäre eine Mög-lichkeit, wieder mehr Bewusstheit in den Alltag zu bringen, sich wirklich den Men-schen, Geschöpfen, Dingen und Geschehnissen zuzuwenden - bewusst beginnen, bewusst beenden, Übergänge gestalten - und nicht bloss vom Einen zum Andern stolpern. 


Bewusstheit könnte dann dem Leben nicht nur mehr Gehalt und Tiefe geben, son-dern damit auch ein Quäntchen Ruhe, Mitte und Stille - und das würde uns allen be-stimmt guttun!


Vielleicht wären die anstehenden Ferien für die Eine oder den Andern eine Gelegen-heit und Chance, nicht nur weg  zu fahren, sondern auch und vielmehr bei sich selbst anzukommen -  durch mehr Bewusstheit im Alltag und Achtsamkeit im Um-gang mit sich selbst - den Andern und allem Anvertrauten.


In diesem Sinne: erholsame Ferien an jene, die sie demnächst geniessen - und für diejenigen, die sie hinter oder vor sich haben: Ferieninseln im Alltag - eben durch Achtsamkeit, Bewusstheit und damit auch Respekt.

Reduktion auf die Fülle

Hören wir ‚Reduktion‘, denken wir an ‚Minus‘ und sicher nicht an ‚Plus‘ - wäre ja auch widersinnig im Weniger plötzlich ein Mehr entdecken zu wollen! - und doch empfin-de ich es so:

 

Mit der Reduktion schaffe ich Platz für das Wesentliche, Platz für jene Fülle, die ge-schieht, wenn das Überflüssige wegfällt. Dann wird Raum für ‚Sehnsucht‘. - Der Grat ist schmal zwischen Sehnsucht und Gier - und oft genug verwechseln wir das eine mit dem andern. Doch Sehnsucht verleiht Flügel, während Gier einen nur antreibt, noch mehr, noch etwas anderes, noch… - und sich kaum je zufrieden gibt - weil, kaum erreicht, schon das nächste lockt. Sehnsucht kann warten, bis reif ist, was war-tet, ersehnt wird, gefunden werden will. Gier hat etwas Rastloses, Umtriebiges - und die Messlatte ist nicht nur hoch, sondern stets in Konkurrenz.

 

Reduktion auf die Fülle bedeutet, Raum zu schaffen für das Eigentliche, das den Hunger stillt, ohne ihn zu löschen, zu geniessen, ohne zu besitzen - trinken mit den Augen, mit den Ohren - dem ganzen Gespür - ja, vom Herzen her. Das Viele sich redu-zieren lassen auf das Eine, das zum Alles wird. Vielleicht tönt das jetzt nicht nur theo-retisch, sondern auch kryptisch, gar verstiegen… Man muss es probieren und wagen: auf was kann ich verzichten, das ich ‚unbedingt‘ brauche - zu brauchen meine? Alles gibt ‚Energie‘ ab. So hat ein voller Raum nicht nur zu viele Gegenstände, sondern auch zu viel Schwingung - es sind aber nicht nur ‚Wohnräume‘, auch ‚Erinnerungs-räume‘ können überfüllt sein. Wo immer ein Loslassen in Wertschätzung gelingt, kann Fülle geschehen, die einen im Wenig erst wirklich er-füllt, weil sich alles im freien (Herzens)Raum entfalten kann.

 

Es tut gut, von Zeit zu Zeit die Besitz-, Wohn-, Erinnerungsräume zu durchforsten und in ihnen aufzuräumen. ‚Aus-misten‘, nicht weil das, was sich angesammelt hat, per se ‚Mist‘ im negativ-abschätzigen Sinn ist, sondern weil ‚Mist‘ als Dünger Wachstum verleiht!

 

Reduktion auf die Fülle, die sich nicht machen lässt. Daher ist es auch ein Aushalten von Raum und Leere, was nicht sofort wieder vollgestellt und vollgestopft werden darf. Leere spüren, mit ihr in Schwingung kommen, bis der neue Raum zur Tanz-fläche für das Leben wird… Fülle ist eine Qualität - und hat nichts mit Quantität zu tun! …aber das lässt sich unmöglich beschreiben oder erklären - man muss es tun und darin sein.

Der Griff - verheerend.
Der Biss - sowieso!


Achtlos weggeworfen,
keimen seine Kerne
zum Erlösungsbaum -
heilend seine Frucht.


Eingeladen zu dem,
was zuvor verboten.


Gottes Logik 
macht es möglich:
Leben in Fülle -
als Spross der Sünde.

Zeugen - nicht Experten

Nach seiner Auferstehung erscheint Jesus den Aposteln und fordert sie auf ‚Zeugen‘ zu sein - Zeugen, nicht Experten. Ein grosser Unterschied - und auch ein wohl-tuender! 


Trotz und mit Auferstehung, trotz und mit vielen Glaubenszeugen, bleiben wir Su-chende, Tastende und Fragende. Können nur bezeugen, was wir sehen, erlebt haben, was uns bewegt - und das oft genug mit einem ‚Fragezeichen‘ dahinter - nichts Fixes, das sich beweisen lässt - und in all dem Schwankenden und Unsicheren, ist es doch der Grund auf dem wir bauen! 


Wir werden in Sachen ‚Glaube‘ nie Experten, die ausgelernt haben und auf alles eine Antwort wissen. Immer suchen wir die Spur Jesu, folgen ihm nach und im Galiläa un-seres Alltages - und hoffen, dass er uns einst mit hinein nimmt in seine Himmelfahrt. 


Die Auferstehung Jesu kann uns dabei zu einer grossen Kraftquelle werden: daraus Zuversicht schöpfen, dass das letzte Wort in jedem Tod und in allem Leid immer Ostern ist, dass der Ausweg immer ins Leben geht, selbst dann, wenn wir keinen Funken mehr davon spüren. 


Wir müssen es nicht beweisen - ‚nur‘ leben. Dieses ‚nur‘ ist freilich nicht immer leicht zu schultern. Aber auch im Ringen um Hoffnung und Zuversicht wissen wir uns (spä-testens) seit Gethsemane begleitet. Wir haben einen, der stets bei uns ist - wohin un-ser Weg uns auch führt, welche Entscheidungen wir auch immer fällen.


Und diese Zuversicht aus dem Glauben ist Zeugnis, dass da eine ganz andere Kraft und Gegenwart in unserm Leben webt, eine Tendenz, die alles übersteigt und über alles hinaus weist, eine Zuversicht die Halt in Haltlosigkeit schenkt.


Zeugen - nicht Experten, das heisst für mich: es geht in erster Linie um Beziehung - und nicht um ‚Wissen‘.

Glaubens-INHALTE wollen ins Herz fallen und dort fruchtbar werden - Leben zeugen. - Und genau DARAUS werden wir dann Zeugen. - …für mich nicht verwunderlich, dass beide Worte (einmal klein, einmal gross geschrieben) zueinander in Relation stehen, sich in diesem Prozess gegenseitig bedingen. So gesehen können wir hier und jetzt beginnen, die Leuchtkraft der Auferstehung und unsere Hoffnung durch-scheinen zu lassen, wir müssen nicht zuvor Examen ablegen, Papiere vorweisen. - ‚Ihr seid meine Zeugen‘ - Jede und Jeder in seiner Façon, mit seiner Erfahrung und sei-nem ureigenen Leben - unverwechselbar und einmalig.


Als Zeugen Jesu - und seiner Auferstehung - sind wir wie ein Prisma, das die grosse Fülle von Leben in bunten Farben bricht - Abglanz einer Ewigkeit und Herrlichkeit, die erst noch auf uns wartet! - Wir können also zuversichtlich sein und mutig voran gehen - unser Leben wird zur ‚gelesenen Bibel‘ - nicht als Experten, sondern als ZEUGEN.

Ganz Gott - ganz Mensch

Es ist gar nicht so einfach, Jesu Wesen als ‚wahrer Gott und wahrer Mensch‘ in einem zu sehen - der Verstand scheitert kläglich, will er sich das vorstellen! Da hilft nichts weiter, als der Sprung in den Glauben - Glaube, nicht als blosses, verstandesmässiges ‚Für-wahr-halten‘, als vielmehr ein Vertrauen, dass es stimmt UND trägt.


Wie aber könnte es sich zeigen, dass man aus ‚beidem lebt‘? - Wenn ich Jesus ‚nur‘ als Gott sehe, dann kreist mein Gebet oft genug um ‚Wunscherfüllung‘: Jesus, mach dass ich, x gesund wird, dass Friede werde, der Hunger und die Ungerechtigkeit eine Ende nehmen… Wenn er demgegenüber ‚nur‘ Mensch ist, sehen viele in ihm DEN Sozialrevolutionär, dem sie nacheifern. Doch erst wenn wir beides in ihm sehen, verbinden wir auch beide Aspekte:


wir orientieren uns an seinem Leben, nicht nur wo es uns ‚packt‘, sondern auch wo wir es ‚nicht mehr packen‘
und
bitten ihn um Kraft, dass sein Leben in unserem Leben fruchtbar und ein Ausweg wird.


Wie es dann im letzten möglich ist, dass Jesus nicht einfach ein ‚göttlicher Mensch‘ oder ein ‚menschlicher Gott‘ ist, darüber müssen wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Wenn er Orientierungspunkt und Kraftquelle ist, fällt für uns beides in eins - und wir leben, was wir ‚nur‘ glauben können.


Und das genügt - und vor allem:
das trägt und gibt Halt.

Opfersport

Der März steht in seinen Anfängen - wir aber schon mitten in der Fastenzeit. Während die Natur die Fülle entfaltet, gestalten wir die ‚Reduktion‘ hin auf das Wesentliche - theoretisch! 
Gelingt es uns wirklich, die Fastenzeit für mehr zu nutzen, als den ‚Öpferlisport‘ - hier ein wenig verzichten und da ein wenig - sich gut fühlen, weil man geschafft hat, was man sich als Verzicht auferlegte und sich letztendlich so Ostern auch (zumindest ge-fühlt…) verdient hat…


Ist das tatsächlich der Sinn dieser Vorbereitungszeit?


Ich denke, es geht sowohl um anderes als auch um mehr! - Der Ruf zu Beginn der Ös-terlichen Busszeit, lautet: Kehrt um! Es geht also um wesentlicheres und weit mehr, als blosser Verzicht - und wenn Verzicht, dann als Raum für das Wesentliche.


Kehrt um! - Ändert die Richtung - und vor allem die Aus-Richtung, stellt den Kompass neu, bzw. nehmt wahr, wohin er EIGENTLICH zeigt. 
Alles, was wir an Verzicht und Opfer wählen, soll eine Hilfe sein, in eine neue Freiheit hinein zu finden, eine eigentliche ‚Verwandlung‘ anzubahnen. Am Schluss soll nicht die Rechnung und Bilanz stimmen, sondern wir! 
Wie oft erlebe ich, dass verzichtet oder mehr als nötig geleistet wird - und spätestens nach Ostern wieder alles beim Alten landet. Ein paar Schnäppchen für den lieben Gott… um es salopp auszudrücken und natürlich für unser Image, aber kaum oder gar nichts Veränderndes.


Die Zeit ist uns geschenkt, dass wir unser Leben neu justieren, es ‚osterkonform‘ aus-richten: bereit Fülle zu leben und zu geben; bereit, Erlösung zuzulassen; bereit das Leben wirklich an Jesus, seiner Botschaft und seinem Vorbild auszu-richten; bereit ernst zu machen mit dem Ruf, der uns getroffen hat.


Die Fastenzeit will ‚nachhaltige‘ Zeit sein, die wirklich etwas bewirkt und nicht nur vorübergehende ‚Opferkrämerei‘ - dann wird sie uns zum Geschenk und darin auch Gott. 
Wir sind immer ‚wandlungs-‘ und ‚erlösungsbedürftig‘ und müssen uns immer wie-der um unser Gefäss kümmern, dass es Gottes Gnade und Fülle aufnehmen kann. Natürlich haben dabei auch Opfer und Verzicht ihren Platz - ihre Wirkung aber ent-falten sie erst, wenn sie uns verändern.

loslassen - statt überwinden

Noch ist Fasnacht - doch bald beginnt die Österliche Busszeit - jene Zeit vor Ostern, die uns öffnen möchte für das grosse Geheimnis von Erlösung und Liebe - vor allem aber für das grosse Wunder, dass es letztendlich GESCHENKT ist und nicht erarbeitet oder gar verdient sein muss: ich bin liebenswert - und darf sein, wie ich bin. Aber ebenso: in mir ist Grosses angelegt, das sich ins Leben hinein entfalten will. 


Doch immer wieder spüren wir auch unsere Schwachheiten und Belastungen, Seiten an uns, die wir nicht mögen, Verhalten, mit denen wir uns selbst ein Bein stellen… Da mag es verlockend sein, sich anzustrengen, um es endlich zu schaffen: besser sein. Kommt das nicht sehr nahe an das heran, was man als ‚Selbsterlösung‘ be-zeichnen müsste? Wenn ich mir nur Mühe gebe, wenn ich nur auf die Zähne beisse, wenn… -… und dann klappte es doch wieder nicht, zum x-ten Mal ‚nachsitzen'… Dabei ist Erlösung bereits geschehen! - Wäre es da nicht hilfreicher, statt ‚überwin-den wollen‘, ‚loslassen‘? - die ‚schlechte‘ Eigenschaft ebenso, wie mich selbst - hinein in dieses Meer von Liebe, das nicht nach Leistung fragt, sondern nach MIR - das keine Bedingungen stellt - ausser eben jene: lass dich los!


Das redet der Gleichgültigkeit keineswegs das Wort! Aber gibt den Mut, sich der ei-genen Schattenseite zu stellen. Und ist es nicht so: einen Schatten kann man nicht wirklich wegputzen - und wenn man ihn durchwandert, wandert er einfach mit… Doch wenn wir genau unterm Licht stehen, dann ist auch der Schatten unter unsern Füssen und am kleinsten.


Könnte dies nicht Symbol UND Aufforderung sein:
Mich unter das Göttliche Licht stellen, damit mein Schatten keine Bedrohung mehr ist? - und immer wieder aufschauen zu jener Sonne, die dem Leben Licht gibt, Wärme und Existenz.


Dazu mag ein Satz als Illustration und Ergänzung dienen, der von Desmond Tutu stammt:
Wir sind Glühbirnen und unsere Aufgabe besteht lediglich darin, fest in der Fassung verankert zu bleiben.


Vielleicht ein Vorsatz für die kommenden 40 Tage:
Die Fassung nicht verlieren - Glühbirne sein - Licht empfangen und weiter geben - einmal und immer wieder alle Bemühungen um ‚Selbstverbesserung‘ loslassen.

Gott wartet

Überall wartet Gott - ja, er-wartet er eineN jedeN von uns.
In jeder Sekunde, die verstreicht, ist er gegenwärtig; in jedem Stich, den ich nähe, in jedem Ton den ich spiele, in jedem Buchstaben, den ich stammelnd bete, ist er da, auf mich wartend, nach mir suchend - sogar in jedem Regentropfen glitzert er, in jeder Blume blüht er - nicht als ‚Gedankenkonstrukt‘ - sondern als Begegnung.


Glaube ist weniger ein Wissen oder ‚Für-wahr-halten‘ als vielmehr eine Beziehung, ja, ist nicht mal unbedingt ein Befolgen von Regeln, auch kein ‚Genügen-wollen/müs-sen‘ - im Glauben sollen wir eher zu einem Echo Gottes werden. Ihn widerspiegeln, ihn widerklingen, ihn widergeben - mit unserer eigenen Farbe, unserem eigenen Klang, dass Er und Ich verschmelzen - und in dem Eins doch zwei ist und bleibt.

 

Es und er ist ein Geheimnis, das erlauscht werden will. Wenn Gott wartet, immer und überall, ist Leben Heimgang - ein stetes Fallen in eine gegenwärtige und auffangende Liebe, die begleitet und birgt, sucht und hält. Wenn einem das aufgegangen ist und immer wieder neu aufgeht, wird Leben stiller, einfach, auch tröstlicher - und alles bekommt nicht nur eine zusätzliche Dimension, sondern auch eine Leichtigkeit. 

 

Alles wird zum ‚Vorüber-‚ und ‚Heimgang‘ - relativiert sich. Kann sein, dass dies der Humus für Gelassenheit ist - und die Vorwegnahme der Auferstehung… Auf alle Fälle ist es Gnade - nicht ‚Besitz‘  - Übung und kein ‚Dauerzustand‘. Gott wartet - auch zwi-schen diesen wenigen Zeilen…. Es braucht ‚nur‘ ein offenes Herz.

Menschwerdung

Gottes Menschwerdung ist nicht bloss ein Geschenk an uns, sondern ebenso eine Aufgabe. - Und weil wir diese wohl kaum in einem einzigen Leben (und mag es noch so lange dauern) voll und ganz erfüllen, feiern wir dieses Fest jedes Jahr - als Erin-nerung und als An-stoss - vielleicht auch ‚An-pfiff‘ für ein neues Fairplay hin zu mehr Menschlichkeit und Menschwerdung.

 

Weihnachten realisiert den Namen Gottes ‚Ich-bin-da‘ auf einzigartige Weise: der, der im Dornbusch brannte, brennt nun auf dem Stroh der Krippe als Licht und Liebe für uns und unsre dunkle, arme, kalte Welt. Auch das eine Erinnerung und Aufgabe an uns. Denn: wie oft sind wir nicht da - weder bei der Krippe, noch bei uns selbst… 


Er heisst aber auch ‚ich-bin-für-dich-da‘. Und wir? Lassen wir uns hinein nehmen in dieses grosse ‚Für‘ der Liebe, da sein, wenn andere unser Wohlwollen, unsere Nähe, unsere Zugewandtheit brauchen - still, bloss, arm vielleicht, aber präsent und ganz - in die leeren Gefässe dieses Für giesst sich Gott hinein - bis ins Überlaufen, dass die Welt getränkt und erquickt wird.

 

Lassen wir Weihnachten, Gottes Menschwerdung nicht ins Leere laufen - seien wir Multiplikator*Innen seiner Liebe. Werden auch wir Mensch und damit ganz und unverstellt ‚Ich‘.